Meide Museen

Der Rat mag absurd erscheinen aber lasst uns einen Augenblick miteinander nachdenken:

Wenn du in einer fremden Stadt bist, ist es da nicht interessanter, statt nach der Vergangenheit die Gegenwart zu suchen? Die Leute fühlen sich verpflichtet, in Museen zu gehen, weil sie von klein an gelernt haben, dass Reisen bedeutet, diese Art von Kultur zu suchen.

Selbstverständlich sind Museen wichtig, aber du musst wissen, was du sehen willst, andernfalls verlässt du sie mit einem Eindruck, dass du ein paar grundlegene Dinge für dein Leben gesehen hast, aber nicht mehr weißt, welche es waren.

 

Geh in Bars

Dort zeigt sich das Leben der Stadt. Mit Bars meine ich nicht Diskotheken, sondern Orte, wo die Einheimischen sich treffen, trinken, über Gott und die Welt diskutieren und immer offen sind für ein Gespräch.

Kaufe eine Zeitung, sitze einfach da und schaue dem Kommen und Gehen zu. Wenn jemand ein Gespräch anfängt, geh darauf ein, auch wenn das Thema noch so albern ist. Mann kann über die Schönheit eines Weges nicht befinden, wenn man nur aus der Tür schaut.

 

Sei offen

Der beste Touristenführer ist ein Einheimischer. Er kennt alles, ist stolz auf die Stadt, arbeitet aber nicht für eine Agentur. Geh auf die Straße hinaus, suche dir einen Menschen aus, mit dem du reden möchtest und frage ihn nach dem Weg (Wo liegt die Kathedrale? Wo ist die Post?). Wenn es beim ersten Mal nicht klappt, frage einen Zweiten – und ich garantiere dir , dass du bis zum Tagesende eine ausgezeichnete Begleitung gefunden haben wirst.

 

Reise allein – oder wenn du verheiratet bist, mit deinem Partner

Nur so kannst du wirklich dein Land verlassen. Wenn du in einer Gruppe reist, simulierst du nur eine Reise in ein anderes Land, bei der du weiter deine Muttersprache sprichst, den Weisungen eines “Leit-Hammels” folgst und dich mehr um Klatsch und Tratsch in der Gruppe als um den Ort kümmerst, den du besuchst.

 

Vergleiche nicht

Weder Preise, noch Sauberkeit, noch die Lebensqualität, noch die Verkehrsmittel, nichts! Du reist nicht, um zu beweisen, dass du besser lebst als die anderen. Du sollst herausfinden, wie die anderen leben, was sie dich lehren können, wie sie mit der Realität und im Besonderen im Leben umgehen.

 

Begreif, dass alle dich verstehen

Auch wenn du die Landessprache nicht sprichst, hab keine Angst: Ich war an vielen Orten, an denen ich mich nicht mit Worten habe verständlich machen können und ich habe letztlich doch immer Hilfe, wichtige Vorschläge erhalten und sogar Freunde und Freundinnen gefunden.

Einige Menschen fürchten, sich zu verlaufen, wenn sie allein auf die Straße gehen. Mann braucht nur die Visitenkarte des Hotels in der Tasche zu haben und notfalls ein Taxi nehmen und sie dem Fahrer unter die Nase zu halten.

 

Kaufe nicht viel ein

Gib dein Geld für Dinge aus, die du nicht zu tragen brauchst: gute Theaterstücke, Restaurants, Ausflüge. Heutzutage, in den Zeiten des globalen Marktes und des Internets, kannst du alles kaufen, ohne für Übergewicht zu bezahlen.

 

Versuche nicht, die Welt in einem Monat zu sehen

Es ist viel besser, vier oder fünf Tage in einer Stadt zu bleiben, als fünf Städte in einer Woche zu besuchen. Eine Stadt ist wie eine kapriziöse Frau: Es braucht Zeit, sie zu verführen und vollständig zu enthüllen.

 

Eine Reise ist ein Abenteuer

Henry Miller hat einmal gesagt, wichtiger sei, eine Kirche zu entdecken, von der noch niemand etwas gehört hat , als nach Rom zu gehen und sich verpflichtet zu fühlen, die Sixtinische Kapelle zu besichtigen.

Geh ruhig in die Sixtinische Kapelle, aber verlier dich in den Straßen, geh durch die Gassen, spüre die Freiheit, etwas zu suchen, von dem du nicht weißt, was es ist, das du aber ganz gewiss finden wirst und das vielleicht dein Leben ändern wird.

 

-Paulo Coelho-